FRANKFURTER ALLGEMEINE – no. 284 Seite 34 Feuilleton – 6. Dezember 2013
Rainer Waser erhält den Leibniz-Preis 2014
Im Mantel in den siebten Forscher-Himmel
RWTH-Informatiker Leif Kobbelt und der Aachener und Jülicher Wissenschaftler Rainer Waser sind Leibniz-Preisträger 2014
Aachen. Rainer Waser hatte gerade sein Büro betreten, da wähnte er sich im siebten Forscher-Himmel. Er trug noch Mantel und Schal, als ihn der Anruf der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erreichte - und ihm der Hörer vor Freude fast aus der Hand fiel. Die DFG teilte nämlich mit: Der RWTH-Professor ist einer von elf deutschen Wissenschaft-lern, die am 12. März 2014 in Berlin mit dem „Gottfried Wilhelm Leibniz”-Preis - kurz: Leibniz-Preis - ausgezeichnet wer-den. Und besser noch für die Aachener Universität: Mit dem Informatiker Leif Kobbelt wird neben dem Chemiker Waser einem zweiten RWTH-Professor diese besondere Ehre zuteil. Das gab es in der Geschichte der Universität auch noch nicht. „Das ist schon Wahnsinn”, sagt Kobbelt.
Es gibt ungezählte Preise, Medaillen und Auszeichnungen für Wissenschaftler. Der Leibniz-Preis ist aber weit mehr als einer von vielen. Das NRW-Wissenschaftsministerium spricht vom deutschen Nobelpreis, ist stolz auf die beiden Aache-ner sowie den dritten Preisträger aus NRW, Professor Christoph Schulz von der Universität Duisburg-Essen. „Die drei Nominierungen sind Rückenwind für mehr Fortschritt in Nordrhein-Westfalen und ein großes Kompliment für den Wissen-schaftsstandort”, erklärte Ministerin Svenja Schulze.
Der Leibniz-Preis ist nicht nur die renommierteste, er ist auch die höchstdotierte Auszeichnung in Deutschland. Kobbelt und Waser erhalten für ihre Forschungen jeweils 2,5 Millionen Euro, können in Personal und Labore investieren. „Wir freuen uns riesig über die hohe Anerkennung für diese beiden herausragenden Wissenschaftler durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft”, erklärte RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg.
Der 58-Jährige Waser verfolgt seit ein paar Jahren aussichtsreiche Ansätze für neue elektronische Bauelemente (insbe-sondere Speicher), die dazu beitragen sollen, den Energieverbrauch von Computern zu verringern. Er hatte Chemie in Darmstadt und Southampton studiert und dann am Aachener Philips-Forschungszentrum gearbeitet, bevor er 1992 als Professor an die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnologie der RWTH Aachen gerufen wurde. Er gründete das Electronic Materials Research Lab, ein Labor, in dem das RWTH-Institut für Werkstoffe der Elektrotechnik mit dem Institut für Elektronische Materialien am Forschungszentrum Jülich zusammenarbeitet. Beide Einrichtungen werden von ihm geleitet. 1997 wurde er zudem Direktor des heutigen Peter-Grünberg-Instituts am Forschungszentrum.
„Das ist keine Auszeichnung für meine, sondern für unsere Forschung in Aachen und Jülich und für unseren interdiszipli-nären Ansatz”, sagt Waser. „Wir hatten die richtige Idee und erforschen nun eines der heißesten, wenn nicht das heißeste Thema der Halbleitertechnologie.”
Der 46-jährige Kobbelt, nach Stationen in Wisconsin und Nürnberg-Erlangen seit 2001 in Aachen, ist in der (Computer-)Welt der 3D-Anwendungen, interaktiven Visualisierungen und mobilen Multimedia-Anwendungen unterwegs. Die Tücken der Computergrafik bringt der Lehrstuhlinhaber seinen Studierenden beispielsweise über kunterbunte Spiele näher, denkbar, dass er mit dem Preisgeld hier einen Professor einstellt.
Was für ein Jahr ist es doch für den gebürtigen Kölner! Im Sommer wurde er mit einem „ERC-Advaced-Grant” über zwei Millionen Euro des Europäischen Forschungsrates honoriert. Nun folgten Anruf und Brief der DFG. „Gut, dass ich es auch schwarz auf weiß habe. Ich muss mich aber erstmal an den Gedanken gewöhnen, Leibniz-Preisträger zu sein”, sagt er.
Thorsten Karbach, AACHENER NACHRICHTEN & AACHENER ZEITUNG – 6. Dezember 2013
Leibniz-Preise 2014: Drei Forscher aus NRW erhalten deutschen Nobelpreis
Der Leibniz-Preis gilt als wichtigster Wissenschaftspreis in Deutschland. Am heutigen Donnerstag wurden in Berlin die elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bekannt gegeben. Drei von ihnen kommen aus und arbeiten in NRW, wie das Landesforschungsministerium am gleichen Tag bekannt gab. Die Landesministerin gratulierte den drei Gewürdigten. Die Preisverleihung selbst findet am 12. März kommenden Jahres statt.
Der Leibniz-Preis gilt als wichtigster Wissenschaftspreis in Deutschland. Am heutigen Donnerstag wurden in Berlin die elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bekannt gegeben. Drei von ihnen kommen aus und arbeiten in NRW, wie das Landesforschungsministerium am gleichen Tag bekannt gab. Die Landesministerin gratulierte den drei Gewürdigten. Die Preisverleihung selbst findet am 12. März kommenden Jahres statt.
Dritter im Bunde ist Prof. Dr. Christof Schulz (46) vom Institut für Verbrennung und Gasdynamik der Universität Duisburg- Essen. Er wird für Forschungsarbeiten ausgezeichnet, die für hochauflösende laserdiagnostische Messverfahren Maß-stäbe gesetzt haben. Nach seinem Chemie-Studium und ersten Stationen in Heidelberg und Stanfort wurde er mit 37 Jahren Professor an der Universität Duisburg-Essen berufen. Er ist Direktor des NanoEnergieTechnikZentrums (NETZ) der Universität. Hier entwickeln über 100 Forscherinnen und Forscher unter dem Dach von NETZ maßgeschneiderte Nanomaterialien zur Lösung energietechnischer Fragen.
Der 46-jährige Koobelt gilt als Experte für Computergrafiken. Nach dem Studium und der Promotion in Karlsruhe war Leif Kobbelt zunächst Postdoktorand an der University of Wisconsin in Madison. Nach Stationen in Erlangen-Nürnberg und Saarbrücken folgte er 2001 einem Ruf der RWTH Aachen, wo er seitdem Lehrstuhlinhaber für Computergrafik ist. Ihm ist es gelungen, Algorithmen zu entwickeln, um dreidimensionale Gegenstände im Rechner darzustellen - mit praktischen Nutzungsmöglichkeiten beispielsweise in der industriellen Produktion und im Maschinenbau. Rainer Waser studierte Chemie in Darmstadt und in Southampton. Nach seiner Promotion arbeitete er zunächst im Philips Forschungslaboratori-um in Aachen. 1992 wurde er auf eine Professur an die RWTH Aachen berufen. Fünf Jahre später wurde er zudem Di-rektor am Peter Grünberg Institut des Forschungszentrums Jülich. Wasers Forschung ist darauf ausgerichtet, Spei-cherelemente zu verkleinern und dadurch energieeffizienter zu gestalten. Seit 2006 ist Waser Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
„Die nordrhein-westfälischen Leibniz-Preisträger des Jahres 2014 forschen an Lösungen für die großen globalen Heraus-forderungen. Ihr gemeinsames Ziel ist mehr Energie- und Ressourceneffizienz: Sie optimieren Batterien, entwickeln neue Fertigungsmethoden und verbessern die Speicherqualität. Die drei Preisträger sind Rückenwind für mehr Fortschritt in Nordrhein-Westfalen und ein großes Kompliment für den Wissenschaftsstandort. Ich gratuliere allen drei Preisträgern zu dieser bedeutenden Ehrung”, lobte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. Die Leibniz-Preisträger erhalten jeweils eine Förderung in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro zur Unterstützung ihrer weiteren wissenschaftlichen Arbeiten. Der Leibniz-Preis ist der höchstdotierte Preis für herausragende Forscherinnen und Forscher in Deutschland.
KÖLN NACHRICHTEN – 5. Dezember 2013